Ramon und Pixar

 

Wie die meisten von uns Animationsstudenten und Dozenten bereits wissen, ist Ramon Arango momentan im Praktikum bei Pixar. Er hat dieses Jahr den Bachelor Animation in Luzern abgeschlossen. Zusammen mit Haidi Marburger und Nina Hoffmann kreierte er den Abschlussfilm “Proxy”. Mitte Juni verabschiedete sich Ramon von uns für sein dreimonatiges Praktikum.

Ich habe ihn um einen Zwischenbericht gebeten, da viele gespannt sind, was im Westen so vor sich geht. Und freundlicherweise bekam ich auch sogleich eine Antwort. Lest es doch gleich selbst!

Dank dir Ramon, wir vermissen dich alle, lass dich wieder mal in der HSLU blicken.

– Leoni Dietrich –

 

Ramon Arango – Internship Report

Ich arbeite seit 1.5 Monaten im Characters Department bei Pixar. Das Studio befindet sich im Osten von San Francisco in Emeryville. So wie in San Fran ist es auch dort meistens kühl und bewölkt. Lange Hosen und ein Pulli sind zumindest am Morgen und Abend Dresscode. Stefan Schumacher hat’s ziemlich auf den Punkt gebracht mit “Emeryville ist tote Hose”, darum spaziere ich an den meisten Wochenenden in San Francisco herum. Diese Stadt gefällt mir super mit den vielen Hügeln, Donuts und dem unglaublich vielfältigen Mix an Kulturen aus aller Welt. They call it a ‘melting pot’.

Bei Pixar ist Lou Hamou-Lhadj mein Mentor. Er ist etwas ernst aber langsam taut er auf. Mit ihm habe ich am ‘Untitled Fantasyfilm’ das Art Department unterstützt indem wir die 2D Character Designs ins 3D umsetzten (pro Char ca. 2 – 4 Tage ZBrush Sketch-sculpting). Erstaunlicherweise ist das eins der ersten Projekte wo ZBrush verwendet wird. Daraus entstand ein LineUp mit etwa 12 Characters von denen ich 5 machen durfte, um dem Director eine Idee zu geben, wie der Film in 3D aussehen könnte. Nach einer Weile gab es aber nicht mehr viel zu tun, da John Lasseter “dreingefunkt” hat und der Director nicht mehr ganz sicher war, wie die Designs sich weiterentwickeln würden. Das heisst, ich wurde mit weniger spannenden Sachen beschäftigt.
Bei diesem Film gab es auch noch nichts ready zum riggen, also wurde ich letzte Woche zu Toy Story 4 transferiert. Hier modelliere ich im Moment einen secondary character in maya (mit ordentlicher Topologie) bis er ready for shading und rigging ist, und wenn dann die Zeit noch reicht, darf ich noch einen background character riggen.

Es war super spannend zu sehen und zu hören, wie die Designer einen Film in der Anfangsphase entwickeln, wie sie kommunizieren und kollaborieren. Bei TS4 ist die Produktion schon im Gang, darum arbeite ich mehr selbständig in meinem cubicle. Ich arbeite auch eng mit einem Designer zusammen und mit stetigem ‘back and forth’ wird das Model auch immer besser.

Ansonsten chille ich mit anderen Interns und fresse Cereals von der Cereal Bar. Life is good.

Gruss

Ramon

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Stromabwärts – fertiges Video!

 

Und hier haben wir das finale Produkt „Stromabwärts“ von Adriana Garibay, Susanna Flores und Tamara Tramonti, aus dem bald fünften Semester.

Ein stimmungsvolles kurzes Video mit starken Kompositionen, welches uns die Reise eines Papierschiffchens mit Begleiter, nämlich dem Papierkranich erzählt. Mehr wird nicht verraten – Spoiler Alert!

Sehenswert für alle die eine Minute und neun Sekunden Zeit haben.

–Leoni Dietrich–

Blog(sommerferien)pause vorbei

Hallo an alle Blogleserinnen und Blogleser, die „Blogsommerferienpause“ ist hiermit beendet und es folgen wieder „vielste“, verschiedene Blogpost hurray!

Also viel Spass beim Bloglesen und geniesst noch den Restsommer!

–Leoni Dietrich–

Stromabwärts Making Of

 

 

Dieses Video ist eine Arbeitsvorschau von Susanna, Adriana und Tamara, aus dem vierten Semester. Sie haben im Modul VFX (visual effects), in dem auch Miguel Macaya als Gastdozent vorbei kam, das Video „Stromabwärts“ erstellt.

Dieses Modul unterscheidet sich je Fachrichtung der Studenten, sprich 3D, 2D oder Puppentrick. Ich habe ihr Video ausgesucht, da ich finde, dass man hier wunderschön den Arbeitsprozess und den Aufwand dahinter sieht. Es ist in einen Zeitraum von sieben bis acht Wochen entstanden. Mir wurde noch aufgetragen, auf jeden fall zu erwähnen, das sie mit Simulationen gearbeitet haben, was nicht Pflicht war und das höchst aufwendig ist. Deshalb sind sie auch nicht fertig geworden in der vorgegebenen Zeit. Trotz verspäteter Vollendung ist es ein sehr schönes kleines Video, erzählt mit viel Charme und Humor.

–Leoni Dietrich–

Illusionen des Gehörs

Angenommen, Sie sollten einen Zahnpasta-Werbespot gestalten und dafür den berühmten Biss in den Apfel vertonen: Sie könnten natürlich in einen -hoffentlich – knackigen Apfel beißen. Sie könnten aber auch ein Stück Kreppband geschickt von der Rolle ziehen und kraftvoll abreißen – und für den Zuhörer würde das sich sogar überzeugender, „ echter“, anhören, denn die meisten Geräusche, die wir in Film und Fernsehen hören, sind Illusion.

Als Geräuschemacher und Tonkünstler synchronisiere ich seit 23 Jahren, Filme, Fernseh- und Theaterproduktionen, Trickfilme und Hörspiele.

Seit 2011 bin an der Studienrichtung Animation an der Hochschule Luzern – Design & Kunst  zu Gast und vertone die Bachelor- und Masterabschlussfilme mit Geräuschen. Im Gegensatz zur Realfilmvertonung, bei der es ja den Originalton vom Set gibt, ist dies eine besondere Herausforderung, da die Ton-Ebene komplett neu gestaltet und erarbeitet werden muss.
Dies erfordert viel Kreativität und Experimentierfreude. Bei der Tongestaltung für Animationsfilme werden vielmehr einzelne Geräusche und Klänge zusammengeführt und erforscht, um zu neuen Resultaten zu kommen. Dabei muss das Verhältnis von Arbeitsaufwand und Zeit zum Produkt stimmen. Die vielfältigen Projekte und unterschiedlichen Begegnungen mit den Studierenden sind sehr abwechslungsreich und interessant. Und wenn in einer Aufnahme-Session unvorhersehbare Sounds entstehen, die die Vorstellung toppen, ist das gemeinsame Erlebnis besonders schön und kann den Filmen nochmals einen Kick geben. Wenn Projekte allerdings nicht gut vorbereitet sind, und ich sozusagen aus einer Hand voll Mehl ein Fünf-Sterne Menü kochen soll, bei dem noch nicht mal klar ist, ob es italienisch oder chinesisch sein soll, wird es natürlich anstrengend.
Don`t worry, ich freue mich wieder auf neue Filme 2018. Diesen vielen verschiedenen Figuren, Charakteren, Atmosphären etc. sprich Filmen einen speziellen und eigenen, unverwechselbaren Sound zu geben, ist für mich eine große kreative Erfüllung. Nochmals vielen Dank an Thomas Gassmann und Christof Steinmann für die gute langjährige Zusammenarbeit.
Ich komme immer wieder gerne nach Luzern!

Heinrich-Dieter Hebben / Foley Artist / Geräuschemacher

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Zitate des Tages: Von Kellerasseln und Zeitplänen

Internationales Trickfilmfestival Stuttgart

FMX 2.-7. Mai 2017

Eine Postkarte von Christian Gasser

 

Jonathan Hodgson (“The Man with Beautiful Eyes”):

Der 1960 geborene britische Animationsfilmer Jonathan Hodgson betitelte seine Präsentation mit “How to make interesting animated films using apparently boring subjectmatter”. Wie seine Filme war auch sein Vortrag ausgesprochen klug, witzig und unterhaltsam.

“Mit Animation kannst du Filme über alles machen. Das ist zwar ein Klischee, trifft aber zu. Die meisten Animationsfilmer nutzen diese Möglichkeiten, um fantastische und imaginäre Welten zu schaffen. Diese Prämisse könnte man aber auch anders interpretieren: Man kann auch Animationsfilme über fast nichts machen, über vordergründig langweilige Themen. Über deine Schuhe zum Beispiel. Über Kellerasseln. Mich haben Kellerasseln immer fasziniert. Ihr kleines Leben und ihre kleine Welt sind nicht weniger vollständig als die unsere. Vielleicht verstehen Kellerasseln das Universum sogar besser als wir? Mich faszinieren die Kleinigkeiten, die man normalerweise übersieht. Wie auch immer: Man braucht keine aufregenden Themen, um interessante Filme zu machen.”

“1976 war ich auf dem Weg, ein Hippie mit Neigung zu Prog-Rock und Fantasy zu werden. Dann kam Punk und veränderte meinen Blick auf die Welt und das Leben. Punk hat mich gerettet. Punk brachte mich zurück in die Wirklichkeit; ich entdeckte, dass es viel interessanter und aufregender ist, in der richtigen Welt zu leben als in einer Fantasiewelt …”

Jonathan Hodgsons fiktionale und dokumentarische Animationsfilme sind tatsächlich interessant, klug, witzig und unterhaltsam. Schaut sie euch an: Hodgsonfilms.tumblr.com

 

Robert Valley (“Pear Cider and Cigarettes”):

 Sein 35 Minuten langer Film “Pear Cider and Cigarettes” wurde für einen Oscar nominiert. Dank seines grafisch sehr stilisierten, mit Manga- und anderen Refererenzen spielenden Stils erlangte Robert Valley in erster Linie dank Auftragsarbeiten Berühmtheit: Videos für The Gorillaz und Metallica, Werbefilme u.a. für Nike, Kurzfilme rund um “Wonder Woman” u.a.

“In einer perfekten Welt würde ich jedes Jahr einen Comic zeichnen, den ich dann als Animationsfilm umsetzen würde. Das habe ich mir jedenfalls 2002 vorgenommen. Unterdessen hinke ich circa 30 Jahre hinter meinem Zeitplan her … Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich es bis heute nicht geschafft habe, von meinen persönlichen Projekten zu leben.”

“Ich finde es nicht notwendig, den ganzen Film voll zu animieren, das habe ich dank der Gorillaz-Videos begriffen. In der Regel reicht es, die meisten Szenen limitiert zu animieren und nur einzelne, bewusst gewählte Szenen voll zu animieren. Das schafft ein Crescendo, das die Dynamik des ganzen Films steigert – und dann kehrt man zurück in limitierte Animation. So spart man viel Zeit und Aufwand.”

Den “Pear Cider and Cigarettes”-Trailer gibt’s hier:

https://www.youtube.com/watch?v=97nSokL9BQs

 

aufgezeichnet von Christian Gasser

Photo credit: “FMX”, Dominique Brewing and Peter Hacker

Eine Geschichte in Virtual Reality ist wie eine Geisterbahnfahrt

Internationales Trickfilmfestival Stuttgart

FMX 2.-7. Mai 2017

Eine Postkarte von Christian Gasser

 

Keine Frage, Virtual Reality ist das alles beherrschende Thema an der diesjährigen FMX: Viele Präsentationen, Referate, Panels, Demonstrationen etc. umkreisten das Thema; das Thema tauchte aber ständig auch in informellen Gesprächen auf.

Natürlich ging es viel um technische Fragen: Wo steht VR heute? Was kann sie? Wohin geht sie? Was ist möglich? Was wären Alternativen zu diesen doofen klobigen Brillen?

Aber auch inhaltlich wurde rege diskutiert: Wie erzählt man VR-Geschichten? Erzählt man die gleichen Geschichten anders? Erzählt man andere Geschichten? Oder geht es in der virtuellen Realität weniger um Geschichten als um neue Formen sensorieller Erfahrungen?

Aus diesem Wust an Gesprächen, Aussagen, Meinungen, Behauptungen, Visionen und skeptischen Einwürfen habe ich ein paar Zitate zusammengetragen, die die laufende Diskussion abbilden:

 

Peter Lord (Aardman): “Ich finde die Möglichkeiten der Virtual Reality faszinierend und aufregend – es ist eine neue Frontier, eine Zeit der Entdeckungen und Pioniere.”

Jan Pinkava (ex-Pixar, ex-Laika, Google Spotlight): “Der soziale Aspekt der virtuellen Realität ist ein Problem, und das nicht nur weil die Gläser so hässlich sind: Man beschliesst, sich von der Gruppe abzukapseln.”

Astrid Kahmke (Head of VR Creators’ Lab): “Virtual Reality ist keine neue Technologie, sondern ein neues Medium. Im Moment sind wir noch daran, die Möglichkeiten dieses Mediums zu erforschen.”

Peter Lord: “Auch in der VR geht es in unseren Augen um Charaktere und Storytelling, um Emotionen – auch wenn man sie als Zuschauer anders erlebt.”

Jessica Brillhart (Google Spotlight): “I want to craft a place where somebody else can discover a story.”

Jan Pinkava: “Die Beziehung zwischen Autor und Zuschauer ist essentiell. Man muss etwas schaffen, das das Publikum berührt. Als Autor hat man immer eine Intention, eine Absicht, man will immer eine Aussage machen – und man will sie dem Zuschauer vermitteln. Die Technik allein reicht nicht aus; die Ästhetik und der Inhalt sind wichtig, um das Publikum zu berühren.”

Astrid Kahmke: “Ein altes Medium in die virtuelle Realität zu zerren, ist wie der Versuch, eine 16:9-Leinwand in ein rundes Loch zu stopfen. Die Quadratur des Kreises. Das kann nicht funktionieren. In Virtual Reality muss der User seinen Standpunkt selber wählen und mitentscheiden können. Die Interaktion ist essentiell für die Immersion.”

Vanessa Labarthe (VR Project Manager Animation Studio Folimage): “Für unsere erste VR-Serie Amnesia verzichten wir noch auf Interaktivität. Unsere Geschichte ist linear, aber der Zuschauer ist eine Figur im Film. Er ist Teil der Handlung, wird angesprochen und kann antworten. In einem Animationsfilm akzeptiert der Zuschauer eher, in eine Figur zu schlüpfen, als in einem Realfilm.”

Astrid Kahmke: “Statt in Stories, Drama, Genres zu denken, sollten wir die virtuelle Realität als Raum für neue sensorielle Erfahrungen verstehen, Erfahrungen, die alle unsere Sinne ansprechen.”

Jan Pinkava: “Eine Geschichte in Virtual Reality ist ähnlich wie eine Geisterbahnfahrt: Man sitzt im Wagen, wird gefahren, und zwischen den wichtigen Momenten, den Schlüsselmomenten, entscheidet man selber, wohin man schaut. Als Autor finde ich es aber essentiell, dass der Zuschauer diese Schlüsselmomente in der von mir als sinnvoll bestimmten Abfolge sieht. Sonst macht die Geschichte keinen Sinn.”

Astrid Kahmke: “Je mehr Zeit jemand in der virtuellen Realität verbringt, desto weniger akzeptiert er, von jemand anders manipuliert zu werden. Er will diese Welten selber entdecken. Der Filmemacher muss die Kontrolle über seine Arbeit abgeben.”

Fred Baus (CEO Virtelio): “Die Interaktivität soll unbewusst stattfinden. Der Zuschauer soll gar nicht merken, dass er Einfluss auf das Geschehen nimmt. Erst im Gespräch mit anderen Usern desselben Films findet er heraus, dass er nicht denselben Film gesehen hat. Das wird ihn anregen, sich den Film nochmals anzusehen – und durch ein anderes Verhalten, durch ein anderes Schauen tatsächlich eine andere Erfahrung machen.”

Jan Pinkava: “Es ist schwierig genug, eine gute Geschichte zu schreiben. Und nun soll man in interaktiven Projekten gleich 25 Geschichten für eine einzige Erfahrung entwickeln?”

Fortsetzung folgt …

 

Zusammengetragen von Christian Gasser

Photo credit: “FMX”, Dominique Brewing and Peter Hacker

 

Ödipus für Kinder: Vier grosse Animationsfilm-Regisseure im Gespräch

Internationales Trickfilmfestival Stuttgart

FMX 2.-7. Mai 2017

Eine Postkarte von Christian Gasser

 

Am Mittwoch 3. Mai fand an der FMX 2017 ein Panel mit vier grossen Regisseuren des Animationsfilms statt:

Kelly Asbury (USA, “Shrek 2”, “Gnomeo & Juliet”, “Die Schlümpfe: Das verlorene Dorf”)

Peter Lord (UK, Gründer Aarman Studios)

Hugh Welchman (UK/PL, “Loving Vincent”)

Claude Barras (CH, “Ma vie de Courgette”)

Nachfolgend eine Collage mit ein paar besonders auffälligen Aussagen der vier:

****************

Peter Lord: “Die Magie der Animation habe ich entdeckt, als ich zum ersten Mal animierte. Seither bin ich der Animation verfallen.”

Kelly Asbury: “Du musst Film lieben. Diese Leidenschaft muss dich antreiben. Ich habe mit fünfzehn Disney einen Brief geschrieben: Ich will bei Euch arbeiten. Zu meiner grossen Überraschung erhielt ich eine Antwort: Schreib uns nicht mehr, besuch lieber eine Kunstschule …”

Peter Lord: “Unsere Anfänge als 2D-Animatoren waren grauenhaft. Stellt Euch eine Pyramide des 2D-Films vor: An der Spitze steht Disney. Ganz unten waren wir. Deshalb wandten wir uns der Claymation zu: Da hatten wir keine Konkurrenz und waren unsere eigene Pyramide …”
Claude Barras: “Unser bescheidenes Budget zwang uns zu Vereinfachung. Das hatte natürlich auch sein Gutes. Einfachheit ist jedoch eine sehr schwierige Kunst. Man muss ein gutes Gleichgewicht finden zwischen den finanziellen Beschränkungen und der künstlerischen Vision.”

Hugh Welchman: “Hat nicht Picasso gesagt: Beschränkungen befreien den Künstler?”

Claude Barras: “Wir wollten die Emotionen in den Mittelpunkt stellen, deshalb gaben wir den Kinder grosse Köpfe. So kommen wir näher an sie heran, die Zuschauer, aber auch die Animatoren. Für sie war es eine ganz neue Erfahrung, die Köpfe mit ihren Händen zu bearbeiten.”

Kelly Asbury: “In unserer Welt ist die Empathie das Wichtigste, ob in einem Featurefilm, in VR oder in einem Werbefilm. Um diese Empathie zu erreichen, brauchst Du eine gute Performance.”

Peter Lord: “Auch in der VR geht es in unseren Augen um Charaktere und Storytelling, um Emotionen – auch wenn man sie als Zuschauer anders erlebt als im klassischen Film. Ich finde die Möglichkeiten der VR faszinierend und aufregend –wir erleben eine neue Frontier, eine Zeit der Entdeckungen und Pioniere.”

Hugh Welchman: “A propos Virtual Reality: Meine Frau und ich lebten fünf Jahre in unserem Film ‘Loving Vincent’. Wir arbeiteten mit über 100 Malern, die 65’000 Ölgemälde im Stil van Goghs malten. Das war auch eine Form von Virtual Reality. Der Schock war gross, als der Film beendet war – wir fanden uns im richtigen Leben überhaupt nicht mehr zurecht.”

Peter Lord: “Die schlechte Nachricht ist: Es gibt derzeit zu wenig wirklich gute Stop-Motion-Animatoren für Feature-Filme. Die gute Nachricht: Immer mehr junge Menschen interessieren sich ernsthaft für diese Techniken.”

Claude Barras: “Ich möchte weiterhin Filme für Kinder machen, in denen ich gesellschaftliche Themen anspreche. Mein Traum ist es, eines Tages eine Ödipus-Verfilmung für Kinder zu realisieren. Eine verrückte Idee, ich weiss, aber ich arbeite daran …”

Zusammengetragen von Christian Gasser

Photo credit: “FMX”,  Dominique Brewing and Peter Hacker

Das aufgehobene Zeit-Raum-Kontinuum

Internationales Trickfilmfestival Stuttgart ITFS

FMX 2.-7. Mai 2017

Eine Postkarte von Christian Gasser

Es ist Freitagmorgen, kurz vor dem Frühstück, der Himmel ist grau. Ich bin Mittwochmittag angekommen, fühle mich aber, als wäre ich seit mindestens einer Woche hier.

Festivals haben die Eigenheit, das Raum-Zeit-Kontinuum zu sprengen. Der Raum verengt sich: Über den begrenzten Bereich zwischen den Festivalzentren wölbt sich eine durchsichtige, aber undurchlässige Blase, die alles verdrängt, was nicht zur Animation gehört. Die französischen Präsidentschaftswahlen? Trump? Unruhen in Venezuela? Gibt’s nicht. Auch die Zeit funktioniert anders: Sie tickt langsam, während man selber schneller lebt. Anders gesagt und um einen hier oft gehörten Begriff aufzugreifen: Ein Festival ist ein Stück real erlebte virtuelle Realität …

Die Risiken und Nebenwirkungen dieser zeiträumlichen Paradoxa sind in Stuttgart besonders gross, denn hier kreuzen und überlappen sich zeitgleich mehrere Anlässe: Das Internationale Trickfilmfestival ITFS, die Film and Media Exchange FMX, der Animation Production Day, die GameZone, das Open-Air-Festival im Schlosspark. Die Anzahl der zeitgleich und parallel ablaufenden Veranstaltungen und anderen Angebote ist schwindelerregend, und dass jedes (Teil-)Festival sein Programm in einem eigenen Katalog und einer eigenen Website aufführt, macht das Zusammenstellen eines sinnvollen Tagesablaufs und das Vermeiden von Terminkollisionen zu einer beachtlichen planerischen Herausforderung.

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Dreh- und Angelpunkte sind zweifellos das ITFS und die FMX. Das ITFS ist ein klassisches Trickfilmfestival mit kuratierten Kurzfilmprogrammen, mehreren Wettbewerben, Langfilmpremieren und Retrospektiven. Die FMX ist eine internationale, mit hochkarätigen Gästen und Referenten bestückte Konferenz über Animations- und Medien-Technik und -Technologie.

Möchte man vereinfachen, könnte man behaupten, das ITFS repräsentiere Gegenwart und Vergangenheit, die FMX hingegen Gegenwart und Zukunft; das ITFS stehe für die Kunst, die FMX für die Technik; das ITFS biete Entertainment, die FMX die dafür notwendigen Tools.

Pendelbewegungen und Begegnungen

Diese Zuspitzung wäre jedoch fahrlässig, denn natürlich gehören ITFS und FMX zusammen; sie sind eng miteinander verknüpft, sie ergänzen und bereichern sich. Deshalb pendeln denn auch die meisten Besucherinnen und Besucher zwischen ITFS und FMX hin und her, von einer Software-Präsentation zu einem Kurzfilmprogramm, zurück zu einem Panel mit grossen Namen und weiter zu einer Langfilmpremiere oder einem Programmblock mit ausgezeichneten Werbefilmen. Dazwischen und danach kommt es zu Begegnungen, zu Gesprächen, zum Austausch, und das ist letztlich noch wichtiger als die Filme und die Technologie.

Es ist Freitagmorgen. Zeit für das Frühstück. Dann mache ich mich auf den Weg zu einem weiteren langen, anstrengenden, aber anregenden Tag. Am Sonntagmittag verlasse ich diese wunderbare Animationsfilm-Blase und fahre ich zurück in die richtige Welt. Um etwa drei Wochen gealtert.

Christian Gasser

Photo credit: “FMX”, Dominique Brewing and Peter Hacker

Besuch von der ILM! Teil 2

 

Miguel Macaya:
Guardians of the Galaxy,  Avengers: Age of Ultron, Rogue One and Doctor Strange,

He worked on all those movies. Nevertheless he stayed down to earth and is a really great-to-talk-to guy. In this Blogpost, I am going to tell a bit more about the presentation itself.

Miguel Macaya did not just get into the ILM right away. First he had to work his way up. From the movie Lock Out (Dublin/Luc Besson), MPC London to Blue Bolt and then to Framestore (Here his Show Reel of 2015). He also travelled a lot and lived in different places like: Madrid, Lucern, Dublin, London.

Now we can finally get to the cool/nerdy Parts of his Presentation.

  • Doctor Strange: they built the city of Hongkong in CGI, so they could destroy it! Also they had to build some fictional Buildings to let explode, becauce the owners diden’t want their houses to be destroyed. This actually happens a lot in the industry.
  • Doctor Strange again: His cape is entirely animated through the whole film. Benedict Cumberbatch never wore it duringt the shots.
  • And now Rogue One: The Jedha Planet was built in CGI. I know, not that big of a surprise, but they did built every house very detailed and even did the texturing everywehere, not just in the shot spots, so that they could place a camera in the movie whereever the wanted to!
  • He also talked about keeping your kitchen clean! It was a metaphore for the organisation of the scripts. So that many people can happily cook in it.

Sadly the VFX Industry is a tough one, many unpaied extra hours and short term contracts. Especially because of that, it is even more impressiv, that Miguel Macaya made it to the top.

More Links for those of you, who want more!!!

 

Thank you very much Miguel Macaya!

–Leoni Dietrich–

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Besuch von der ILM!

 

Die ILM (Industrial Light & Magic) mit Hauptsitz in San Francisco, gehört zu den grossen Animationsstudios der Welt. George Lucas hat ILM 1975 gegründet. Inzwischen existieren in Vancouver, Singapur und London Zweig-Studios mit zahlreichen Mitarbeitenden für die VFX und Animations-Industrie. Filme wie Star Wars, Rango, Pirates of the Caribian, Jurassic Park, Men in Black, Marvel’s the Avengers, Harry Potter, The Revenant, Rogue one und aktuell: Kong: Skull Island sind von ILM realisiert.

Miguel Macaya (*1982) ist heute Compositor bei der ILM. Das Tolle: Er hat vor 12 Jahren an der HSLU Design & Kunst Luzern den Bachelor in Video gemacht und kommt diese Tage zu uns in die Animationsabteilung um das Basiswissen eines Compositor-Programms (NUKE) den 2BA Studierenden zu vermitteln. Auf  sympathische Art machte er eine öffentliche Präsentation und zeigte seinen persönlichen Weg bis zur ILM auf. Nebst dem anfänglichen Freelancen nach dem Studium eignete er sich fleissig im Selbststudium weitere Skills an, die fürs Compositing hilfreich sind. Nach mehreren kleineren und mittleren Jobs bei Studios in London, klappte der Sprung zur ILM. Aber was ist unter Compositing zu verstehen? Einfach erklärt, ist das Compositing der Prozess des Zusammenführens mehrerer Bildelemente zu einem stimmigen Gesamtbild. Miguel erklärte seine Arbeit ausführlich am Beispiel Dr. Strange. Verschiedene Layer ergänzen, retouchieren das Filmset und werden mit VFX (= visual effects) bereichert. Ohne Compositing würde beispielsweise der Kampf in der Zeitschleife relativ plump daherkommen, schaut auf Youtube!

Das Schöne an Miguels Präsentation ist, dass er aufgezeigt hat, dass es möglich ist, in der “grossen Filmindustrie” Fuss zu fassen. Und noch schöner ist, dass er gern zurück an seine Wurzeln kommt und sein Wissen an die Studierenden weitergeben möchte.

Grossen Dank!

-Lea Hunziker-