Otto Alder: LIAA und die HSLU
Diesen Herbst ging unser geliebter Otto Alder in Pension. Nach 17 (sic!) Jahren an der Animationsabteilung der Hochschule Luzern, Design & Kunst. Wir möchten euch Otto’s schöne Abschiedsrede nicht vorenthalten.
Ebenfalls ist dies der ideale Moment, um zu präsentieren, was Otto (unter Anderem) während seiner Zeit an der HSLU Einmaliges zu Stande gebracht hat: die LIAA – the Lucerne International Academy of Animation. Ein Event, der 2009 zum ersten Mal in Luzern stattfand mit dem Überthema: Dramaturgy in Animation. Ihr findet ab sofort HIER die gesammelten Talks dieses wunderbaren Events mit renommierten Gästen wie: The Brothers Quay, Yuri Norstein, Agnieska Pawlowska, Priit Pärn und vielen mehr!
Otto Alder’s Abschiedsansprache
“Guten Tag zusammen,
Ich weiss gar nicht richtig was sagen. Bin unsicher. Schliesslich gerät man im Leben nur einmal in eine solche Situation.
Meine Zeit ist zu Ende.
Bin seit einem halben Jahr im Ruhestand und schaue auf 17 Jahre an der HSLU zurück. Das war für mich eine klasse Zeit und ich hatte grosse Freude, selbstbestimmte Arbeit, ein gutes Kollektiv, war nie krank, die Studierenden waren hoch motiviert und die Bezahlung war auch gut! Dabei waren die Anforderungen immer herausfordernd und es gab keine Bequemlichkeit. Aber ich denke ohne Unbequemlichkeiten, wäre das alles doch ziemlich langweilig und wir würden alle bald in Dauerschlaf versinken. Also das war zu verhindern.
Es gibt auch viele Menschen an der Schule – noch – manche sind schon gar nicht mehr da – bei denen möchte ich mich gerne bedanken. Natürlich bei euch allen, die ich noch kenne, denn ich kenne tatsächlich die Hälfte von euch nicht mehr. Aber ich kann nicht alle nennen, darum greife ich ein Paar Personen raus die mir ganz wichtig waren.
An erster Stelle ist dies die Silvia Henke. Silvia, wir haben 17 Jahre zusammen gearbeitet, unglaublich. Du bist 17 Jahre lang die Chefin der Theorie hier an der Schule, ich finde das grossartig. Und es war auch immer gut, mit dir zusammen zu arbeiten. Insbesondere hat mir gefallen: deine Professionalität und deinen Respekt gegenüber mir, natürlich. Ganz herzlichen Dank! Silvia hat mir den Freiraum auch geboten, der ganz wichtig war, und der es mir möglich gemacht hat, einen Unterricht zu gestalten für die Animation, die auch der luzerner Situation angepasst ist. Ohne diese Freiheit wäre das sicher nicht so gut geworden. Silvia, ich habe sehr gerne mit dir gearbeitet, dankeschön.
Ich muss aber auch den Gerd Gockell nennen. Er ist leider nicht da. Gerd, herzlichen Dank dir, denn er war es der praktisch vor 19 Jahren immer wieder bei mir angerufen hat und mich gebeten hat, ich möge doch nach Luzern kommen und mit ihm und seinen Kollegen die Animationsabteilung voranzubringen, denn die wurde damals neu aufgestellt. Und Gerd musste tatsächlich drei Mal anrufen bis ich dann bereit war zu sagen: ok, ich mache das jetzt ein Mal und probiere es aus. Und wenn ich das Gefühl habe, ich habe den Studierenden was zu vermitteln, dann sehen wir weiter. Und dann ist es so gekommen dass ich tatsächlich 17 Jahre hier in Luzern hängen geblieben bin. Gerd, obwohl du nicht da bist, dankeschön.
Gerd war ein sehr guter Kollege weil er hatte eine Ruhe, es ist unglaublich, solange er noch Chef der Abteilung war, mit welcher Ruhe er praktisch seine Arbeit geleistet hat und durch alle Stürme geführt hat. Und wie wir ja heute sehen ist die Animationsabteilung sehr gut aufgestellt. Insbesondere haben wir heute auch einen sehr guten Dirigenten, Jürgen Haas.
Und, Jürgen, bei dir möchte ich mich insbesonders noch dafür bedanken, dass du mich unterstützt hast beim Hinausgleiten in meinen Ruhestand. Ich sage euch, das ist tatsächlich einen Schnitt in der Karriere, wenn man plötzlich, nachdem man viele Jahre eine Tätigkeit gemacht hat, und von heute auf morgen bricht das praktisch weg… da gibt es den einen oder anderen Phantomschmerz. Jürgen, ich danke dir.
Und die Geschichte der Animation ist ja doch eine sehr, wie soll ich sagen, tatsächlich auch stürmische Geschichte gewesen. Und das ist glaube ich auch gut so, denn Stürme, die wirbeln ja einiges auf.
Wir hatten zuerst dieses 4-jährige Studium, wir mussten die Abteilung neu etablieren, wir mussten Evaluationen durchlaufen, und dann kam kurz darauf die Abteilung an die Baselstrasse, dann kam die Umstellung Bachelor zu Master, dann kam der Umzug hierher, und die Weiterentwicklung der Abteilung hier… und nun sehe ich die Abteilung Animation auf bestem Wege. Ich denke, die Animation ist für die Schule eine ganz wichtige Abteilung, weil zum einen: es ist eine grosse Abteilung – viele Studierende – aber sie trägt den Namen der Hochschule weit in die Welt hinaus. Immer wenn ich unterwegs war, und ich sah dann einen Film aus unserer Schule, und da stand da das Logo der Hochschule Luzern, Design & Kunst, muss ich sagen: da kam ein bestimmter Stolz auf. Und ich war sehr zufrieden. Und wie wir letzte Woche feststellen konnten: in Baden am Fantoche hält dieser Erfolg an. Es ist also nicht nur, wie sagt man, selbsternannter Erfolg, sondern es ist Erfolg der tatsächlich weltweit immer wieder unterstrichen wird. Daher glaube ich, ist es für die Hochschule Luzern sehr wichtig auf diese Abteilung besonders zu achten – auch in der Zukunft, wenn ich nicht mehr da bin.
Tatsächlich der beste Lohn den ich bekommen habe war die Arbeit mit den Studierenden. Das ist ist nicht selbstverständlich, aber unsere Studierenden waren – meistens – hoch motiviert. Sie wussten was sie wollten, und sie haben alles eingesetzt um das auch zu erreichen. Und in der Zusammenarbeit, insbesondere in der Projektarbeit, war das eine sehr befriedigende Sache. Ich hatte grosse Lust mit den Studierenden zu arbeiten, und auch das eine oder andere Tischfussballspiel zu spielen. Aber insgesamt hält diese Arbeit frisch, sie hält jung, und bringt einen weiter und fördert unglaublich die Motivation. Allen gewesenen und jetztigen Studierenden – herzlichen Dank!
So, und jetzt: es war nicht alles Sonnenschein. Jürgen hat es kurz angeschnitten. Es gab auch Niederlagen. Diese Konferenz die vor 10 Jahren hier in Luzern stattgefunden hat war für mich eine sehr wichtige Angelegenheit weil es mir darum ging, Theorie und Praxis zu verbinden – Forschung zu treiben – und von meiner Sichtweise war diese Veranstaltung sehr wichtig, hat bis heute Nachwirkungen. Ich höre immer wieder von Leuten: wie geht’s weiter in Luzern mit eurer Konferenz? Es ging nicht weiter. Ich bin auf Watte gestossen. Alle fanden diese Veranstaltung wichtig und gut, und alle sagten, das müsse man wiederholen. Jetzt sind 10 Jahre vergangen, nichts ist passiert. Liegt’s an mir? Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich bin ich nicht der richtige Kämpfer für eine solche Angelegenheit. Das war die Niederlage.
Und schon komm ich fast zum Schluss: es wird viel über «Smart Cities» geredet in letzter Zeit. Auch hier, natürlich, in Emmenbrücke. Das Viscosi-Areal betreffend. Ich muss sagen, wenn ich aus dem Fenster schaue, ich bin bestürzt über die Trostlosigkeit, in welchem Umfeld unsere Schule hier eingebettet ist. Ich sehe kein Grün. Also ich glaube wir brauchen, bevor wir die Smart City brauchen, eine grüne City. Daher denke ich, es ist eure Aufgabe, alle zusammen, in diese Richtung in den nächsten Jahren noch vor der Smart City tatsächlich hier wirklich eine Verdjungelung voranzutreiben! Und ich wünsche mir, dass, wenn ich in 2 Jahren mal zu Besuch komme, dass ich vor lauter Grün den Eingang nicht mehr finde.
Ich glaube da müsste wirklich eine Initiative von D&K kommen, weil wir nicht warten können bis irgendjemand irgendetwas unternimmt. Wir stehen wirklich ökologisch vor dem Abgrund und ich denke es wäre eine kleine, aber wichtige Massnahme, in diese Richtung eine Veränderung vorzunehmen.
Das war’s! Jetzt nur noch ein Paar Wünsche für euch alle. Zuerst alles Gute natürlich. Dann wünsche ich euch viele kritische Renitente – sogar – Studierende, logischerweise. Ich wünsche der Hochschule Luzern einen internationalen multikulturellen Campus – da gibt es glaube ich auch noch manche Defizite. Und, selbstverständlich, wünsche ich viel Glück zusammen, und seid wohl – aber nicht zu viel Bequemlichkeit.
Dankeschön.”