Christian Puille – der Mann hinter den Storyboards

12. November 2017

Christian Puille – der Mann hinter den Storyboards

12. November 2017

Christian Puille – der Mann hinter den Stor...

 

 

Christian ist schon seit vielen Jahren Storyboard Artist. Er hat unter anderem an Werken gearbeitet wie: „Room on the Broom“ (2012), Ted Sieger’s Molly Monster (2016) und Werner – Das muss kesseln!!! (1996). Bescheiden und mit grossem Interesse an unseren Arbeiten, lehrte uns Christian in einer kurzen aber sehr lehrreichen Woche das Storyboarden. Ich habe mich am Ende der Woche mit ihm zusammengesetzt um mit ihm über sich und seine Karriere zu reden. In seiner Karriere durfte er viele spannende Leute kennenlernen, einige davon sind im Text vermerkt und verlinkt, nachschlagen empfehlenswert!

Christian Puille, wie alles begann

Mit dem grossen Wunsch eines Tages Comic Artist zu werden, studierte Christian Kommunikationsdesign 1986 in Augsburg. Während seines Studiums machte er noch ein Austauschjahr in Belfast. Seine Bachelorarbeit war dann auch eine Graphic Novel. Damals war Lorenz Mattotti sein grosser Star. Lorenzo Mattotti ist ein italienischer Comiczeichner und Grafiker.

Christian nahm dann an einem Workshop in Urbino (Italien) teil, den Lorenzo Mattotti führte. Tatsächlich vermittelte Mattotti ihn dann an eine Firma (I.M.). Er bekam dann auch einen Vertrag. Den Vertag hat er mit Mattottis Agenten, Paul Dérouet in Hamburg, abgeschlossen.

Leider stellte sich da heraus, dass Christian nicht ganz an die Fähigkeiten der grossen Comickünstler herankommt.

Was jetzt?

Der Film “Felidae” ist von Michael Schaack (Regie), dessen Studio schreibt sich “Trickompany“. Akif Pirincci hat die Romanvorlage dazu geschrieben.

Darauf hin jobbte er ein Jahr als Illustrator. 1993 konnte er als Praktikant an seinem ersten Film „Felidae“von Michael Schaack (Regie). Akif Pirincci hat die Romanvorlage dazu geschrieben. Die Firma in der das ganze statt fand hiess “Trickompany”.

Zusammen mit seinem Praktikumskollegen hat er viel geputzt und Kopien gemacht. Seine erste zeichnerische Aufgabe war es dann Türen zu zeichnen. Das hat er so gut gemacht, dass man beschloss, im das Layout zeichnen beizubringen. Marc Marren war da sein Layout Supervisor.

Am Ende der Geschichte des Filmes gab es eine riesen Explosion. Durch Zeitdruck hat die ganze Firma an dieser Explosion gearbeitet. Jeder und jede animierte wegfliegende Teilchen. In diesem Tumult lernte Christian John Cousen kennen. Durch diese Begegnung hat es Christian nach London verschlagen. Dort konnte er als VFX Assistent Wasser animieren, was ihm sehr gut gefiel.

1994, wieder zurück in Hamburg, wieder zurück bei Trickompany. Eines Tages kam der Chef vorbei und sagte, dass dem, der gute Figuren und Räume zeichnen kann, dem bringen sie das Storyboarden bei. Mit Christian wurden drei Leute das Storyboarden beigebracht.

Weiter ging es dann mit der Serie Loggerheads. Christian durfte Storyboard Assistant sein. Das heisst so viel wie: Er kontrollierte ob der Charakter immer den richtigen Hut auf hat. Nachdem ein wenig Zeit vergangen war, durfte Christian eine eigene Episode Storyboarden. Dazu bekam er einen Supervisor Marc Gordon-Bates und anstelle der üblichen fünf durfte er sich 20 Wochen Zeit nehmen. Seine zweite Episode stellte er schon deutlich schneller her.

Um etwa 1996 machte Christian noch am Film „kleines Arschloch“ mit. Der Film basiert auf der gleichnamigen Comicserie von Walter Moers. Regie führte Michael Schaack.

Auf nach Dänemark!

Danach geht es bereits wieder weg von Deutschland und auf nach Dänemark. Über Matthias Lechner – ein deutscher Artdirector und Animationsfilmer, der u.a. bei Zootopia mitarbeitete – gelangte Christian 1997/98 nach Kopenhagen zu „A Film“.

Christian stellte sich vor und „A Film“ nahm ihn auf, aber er durfte noch keine Feature Filme machen. Also machte er hauptsächlich Layouts für Serien für Vorschulkinder.

Bei einem Layout zeichnet man die Storyboard Skizzen rein: Hintergründe, Posen schön zeichnen, Kameraanweisungen und Zeit und Bewegungen vermerken.

Für die Serie Benjamin Blümchen hat er dann „ge-storyboardet“, Set Design und Character Model Sets gemacht. Christian war in einigen Folgen verantwortlich für das Design, also eine Art „Art Director“.

Mit seiner neuen Erfahrung ist Christian dann 1998 wieder zurück nach Deutschland gereist.

Der Stand der Dinge

Heute arbeitet er in einer Ateliergemeinschaft mit Verbindungen zu Kopenhagen, ganz Skandinavien und Süddeutschland. Sein Aufgabenbereich umfasst vor allem Werbejobs und macht manchmal auch Packaging Design (illustrativ). 2008 hat er an Gruffalo gearbeitet und später 2010 an Gruffalo’s Child.

Schon bereits 1996, nach zwei Jahren Storyboarding, dozierte er den ersten Kurs in Deutschland zu Storyboards, was er bis heute noch macht. Florian Wagner war Student an der Filmakademie und Praktikant bei der Trickompany, er hatte die Idee, dass Christian an der Filmakademie einen Storyboarding Workshop machen soll.

Einige der späteren Gründer von Studio Soi hat er an der Filmakademie Baden-Württemberg während seines ersten Storyboard-Workshops 1996 kennengelernt:

Jakob Schuh, Klaus Morschheuser, Michael Sieber und Torben Meier. (Weitere Gründer waren: Carsten Bunte, Matthias Schreck und Saschka Unseld).

Noch mehr zu „Revolting Rhymes“!

Übrigens hat Christian auch 6 Wochen für Revolting Rhymes das Storyboard gemacht. Dieser Film fand bereits im Beitrag über Bin Han To Erwähnung. Wie ihr sehen könnt haben aussergewöhnlich talentierte Menschen daran gearbeitet. Hinzu kommen noch Nadya Mira (Konzept Art), Ben Bouequellet (Erfinder Gumball), Aurelien Predal (Color Scripts), Jakob Schuh (Gründer Studio Soi und Regisseur)

Also los geht’s, Revolting Rhymes schauen!

Noch ein paar letzte Worte

Wie ihr lesen könnt hat Christian viel gearbeitet und sich ein reiches Netz an Bekanntschaften zurechtgelegt.

Zum Schluss sagte er es gäbe zu wenig Nachwuchs im Bereich Storyboard. Er sieht das zumindest in Norddeutschland so. Christian ermutigt zum Storybording! Nach unserem Workshop ist er auch gleich nach Dänemark geflogen, um sein Wissen auch beim „The Animation Workshop“ weiterzugeben.

 

Im Endeffekt kann ich nur festhalten, dass ich hoffe, dass Christian nächstes Jahr wiederkommen kann und bedanke mich im Namen der HSLU für seine immense Leistung!

–Leoni Dietrich–